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14. Internationaler Orgelsommer

Endlich ist es wieder soweit. In den Monaten Juli und August finden jeweils freitags um 20 Uhr unsere Konzerte im Rahmen des Festivals Internationaler Orgelsommer statt.

Im Eröffnungskonzert am 5. Juli wird Domorganist Andreas Sieling sein Bach-Projekt fortsetzen. Im achten Konzert der Reihe steht der französische Stileinfluss auf die Orgelwerke Bachs im Mittelpunkt. Um 1710 zeigt Bach ein starkes Interesse für französische Claviermusik, so kopierte er Cembalosuiten von Charles Dieupart und das Orgelbuch von Nicolas de Grigny. Am offensichtlichsten lassen sich die französischen Einflüsse in Bachs Fantasien nachweisen, die in Bezug auf Ornamentik und Satztechniken auf konkrete Anregungen durch französische Orgelmusik zurückgehen. Die Pièce d’Orgue (BWV 572) sowie die Aria F-Dur (BWV 587), eine Transkription eines Trios von François Couperin, sind eindeutig vom französischen Stil geprägt.

Eine Woche später, am 12. Juli, präsentiert Felix Hell aus Amerika ein durch und durch romantisches Programm. »Abendfriede« lautet der Titel eines der Stücke aus den »Zwölf Charakterstücken« von Rheinberger, einer Sammlung von Kompositionen unterschiedlichster Formen und Satztechniken.

In die uns so unvertraute iberische Orgelmusik entführt uns Arnau Reynés am 19. Juli. Aufgrund seiner Anstellung als Organist am spanischen Königshof unter Karl V. und Philipp II. konnte Antonio de Cabezón in seinem Leben viel reisen. Die auf Reisen gewonnenen Hörerfahrungen beeinflussten seine Kompositionen auf eine ganz besondere Art.

Französische Orgelmusik und die Kunst der Improvisation sind Schwerpunkte des Konzertes am 26. Juli mit dem wohl bedeutendsten Komponisten und Organisten der Gegenwart: Thierry
Escaich.
Das Komponieren, das Spiel von Literatur auf der Orgel sowie die Kunst der Improvisation bilden für Escaich eine Einheit. Jedes dieser drei miteinander verbundenen Elemente will seiner überbordenden Musikalität zum Ausdruck verhelfen. Und gleichzeitig treten diese Elemente miteinander in einen aufregenden Dialog. So geschieht es auch in dem Programm, das Werke spätromantischer Komponisten wie Vierne, Duruflé und Messiaen enthält.

Einen Spaziergang durch Europas romantische Orgelmusik unternehmen wir am 2. August mit Gereon Krahforst. Von England reisen wir über Frankreich nach Deutschland und erwarten eine Sonate, die zum ersten Mal im Berliner Dom gespielt wird: die vierte Sonate von Richard Bartmuß, der seine Ausbildung in Berlin erhalten hatte. Bartmuß, der um die Jahrhundertwende zu den bekanntesten zeitgenössischen Orgel- und Chorkomponisten zählte, war in der Marienkirche Dessau an einer großen Rühlmann-Orgel tätig. Dieses Instrument hat seine Kompositionen nachhaltig beeinflusst.

In dem Konzert mit Markus Eichenlaub am 9. August stehen unbekannte Werke im Mittelpunkt, z. B. die Sonate des Bonner Organisten Willy Poschadel und ein Werk des katholischen Berliner Kirchenmusikers Josef Kromolicki. Von Hans Fährmann erklingt das Fantasiestück »Waldesfrieden«. Obwohl Fährmann um die Jahrhundertwende einer der angesehensten deutschen Orgelkomponisten war, kennt man ihn heute kaum.

Am 16. August präsentiert Matthias Havinga Sommernachtsträume. Nicht nur das berühmte Scherzo aus dem »Sommernachtstraum« von Mendelssohn wird hier zum Klingen gebracht, sondern auch die Ouvertüre zum Oratorium »Paulus« in einer zeitgenössischen englischen Transkription. Dieses Stück wirkt wie eine Zusammenfassung des gesamten Oratoriums und evoziert das Erwachen von Paulus Glauben. In den tiefen Lagen hört man zunächst die feierlichen Klänge des Chorals »Wachet auf«. Die aufsteigenden A-Dur-Konturen der Melodie wandeln sich dann zu einem Thema in a-Moll, das sich, in immer zunehmendem Tempo, nicht nur zu einer vollendeten und regelgerechten Fuge, sondern auch zum Symbol für Paulus Kampf um das Wachstum des Glaubens entwickelt

Eine Woche später, am 23. August, beschäftigt sich Sarah Kim ebenfalls mit Minimalmusic, und zwar mit einer Bearbeitung des Stückes »Mad Rush« von Philipp Glass (* 1937). Mit ihrem Programm wird uns die in Paris lebende Organistin in ferne Galaxien entführen: zum Mars und zur Venus, die Gustav Holst in seinem Werk »Die Planeten« so eindrucksvoll vertont hat. Wir verleben dann aber auch noch eine »Nacht auf dem kahlen Berge« (Mussorgsky) und werden aber durch einen Feuertanz (Manuel de Falla) ausreichend gewärmt. Glücklicherweise scheint dazu der Mond (»Clair de lune« von Vierne).

Zum Abschluss des 14. Internationalen Orgelsommers spielt Domorganist Andreas Sieling am 30. August ein Programm mit Werken, die allesamt mit der Stadt Berlin in Verbindung gebracht werden können. Entweder, weil die Werke hier entstanden sind, oder aber die Komponisten viel Zeit in Berlin verbracht haben. Bekanntes und Unbekanntes wechseln sich in diesem Programm charmant ab.

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