DDR-Zeit und Wiederaufbau

Bereits im Dezember 1940 hatte die Druckwelle eines britischen Luftangriffs auf Berlin die kostbaren Altarfenster von Anton von Werner sowie alle weiteren Fenster des Doms zerstört. Auch West- und Ostfassade wurden beschädigt. Der Heizer Paul Scheffel kam bei diesem Angriff ums Leben. Am 24. Mai 1944 traf eine Bombe die Kuppellaterne und setzte diese und die gesamte äußere Kuppel in Brand. Die unter ihrer Last zusammenbrechende Laternenkonstruktion zerschlug in der Folge die innere steinerne Kuppel und stürzte in die Predigtkirche, wo sie den Kirchenboden durchbrach und schließlich auf den kostbaren Särgen in der Hohenzollerngruft aufschlug.

Die Denkmalskirche und die vier Türme waren durch den Angriff ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Der Dom war innerhalb einer Nacht in eine Ruine verwandelt. Im Februar 1945 erlitt die Spreeseite durch starken Beschuss weitere Schäden.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs galt der Dom zu 25 Prozent als zerstört. Um überhaupt Gottesdienste feiern zu können, trennte die Domgemeinde unter der halbwegs intakten Denkmalskirche einen Teil der Hohenzollerngruft ab und nutzte diese sogenannte ‘Gruftkirche’ als Gottesdienstraum.

Der Wiederaufbau war aufgrund des umfassenden Mangels an Finanzen, Material und Fachkräften äußerst schwierig. In den ersten Nachkriegsjahren wurden deshalb lediglich Sicherungsarbeiten, wie Dachaufbau und –eindeckung, und die Beseitigung von Gefahrenstellen durchgeführt. Erst 1952/53 gelang es mit Hilfe des Magistrats der Stadt Berlin und der Kirchenleitung, das etwa 20 Meter große Loch über der Predigtkirche mit einer Notkuppel zu schließen. Die meisten der sieben Seligpreisungsmosaike waren zu diesem Zeitpunkt jedoch schon durch Wind und Wetter, die bis dahin ungehindert in das Bauwerk eingedrungen waren, verloren. Ein Teil der Verwaltungsräume, von denen einige an die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität vermietet wurden, konnte ebenfalls wieder hergestellt werden. Schließlich gelang es, die Tauf- und Traukirche in Eigenregie provisorisch für den Gottesdienst einzurichten.

In der DDR stand die Existenz des Doms immer wieder zur Disposition. Ein Abriss, wie ihn das Schloss 1950 erfahren hatte, war nie ausgeschlossen. Nach langwierigen und umfangreichen Verhandlungen kam es schließlich zu einer Vereinbarung zwischen der DDR-Führung, dem Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR und den Kirchen in der BRD, die den Wiederaufbau vorsah. Dieser begann 1975 zunächst mit dem Abriss der Denkmalskirche und der Kaiserlichen Unterfahrt, ein Verlust, der bis heute nachwirkt. Die Rekonstruktion der Außenhaut in ihrer historischen Gestalt konnte 1984 abgeschlossen werden. Die Kuppellandschaft, seit der Errichtung des Doms ein Streitpunkt unter der Architektenschaft, wurde jedoch in einer, der Zeit entsprechenden, relativ schmucklosen Form neuausgeführt. Die Tauf- und Traukirche erhielt dabei die sogenannte Versöhnungstür nach Entwürfen des Künstlers Siegfried Krepp – das einzige zeitgenössische Kunstwerk am Berliner Dom, dessen Gestaltung große Kontroversen auslöste.

Der Innenraum der Tauf- und Traukirche war bereits 1980 der Gemeinde zur gottesdienstlichen Nutzung übergeben worden. Im Anschluss daran erfolgte der Innenausbau der Predigtkirche sowie weiterer Räume. Schließlich konnte der Berliner Dom in einem feierlichen Gottesdienst am 6. Juni 1993 unter Teilnahme zahlreicher prominenter Gäste des nunmehr vereinigten Deutschlands wiedereingeweiht werden. Dass das Bauwerk im Wesentlichen in seiner historischen Gestalt wiedererstehen konnte, ist nicht zuletzt das Verdienst von Rüdiger Hoth, der als kirchlicher Baubeauftragter, später als Dombaumeister, den Wiederaufbau seit 1975 leitete.

 


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