Alle 25 Jahre staubwischen

Abgesackte Prospektpfeifen, brüchiges Leder an den Bälgen, verschmutzte Holzoberflächen am Äußeren des Instrumentes – unsere große Sauerorgel braucht dringend eine Schönheitsreparatur. Ab dem 15. Januar bis zum 23. Februar stehen deshalb umfangreiche Reparaturarbeiten für die Orgel auf dem Plan. Die Gesamtkosten belaufen sich auf cirka 100.000 Euro.

Ab dem 15. Januar wird die komplette Orgel eingerüstet und schweigt für ein paar Wochen. Holzrestauratoren entfernen den Staub und lackieren während dieser Zeit die äußeren Holzflächen des Instrumentes mit dünnem Schellack, reinigen alle Vertäfelungen, Türen, Schnitzereien und vergoldeten Teile. Die letzte Reinigung dieser Art ist mehr als 25 Jahre her. Parallel tauschen die Spezialisten der Orgelbaufirma W. Sauer aus Frankfurt/ O. das brüchig gewordene Leder der Bälge aus.


Save the date: Am 6. Juni 2018 jährt sich die Wiedereinweihung des Berliner Domes und der großen Sauerorgel zum 25. Mal.

Die weltberühmte Orgel - ein Stück Domgeschichte

Die große Sauer-Orgel wurde 1904/05 vom Königlich Preußischen Hoforgelbaumeister Wilhelm Sauer aus Frankfurt/O. erbaut. Das Instrument mit seinen 113 Registern war die größte Orgel im Schaffen Wilhelm Sauers und galt zudem mit seinen 7269 Pfeifen einige Jahre als größte Orgel Deutschlands. Sie wurde zusammen mit dem Dom am 27. Februar 1905 eingeweiht Die Sauer-Orgel stellte den Höhepunkt in der Entwicklung der romantischen Orchesterorgel in Deutschland dar.

Den Prospekt der großen Orgel entwarf Otto Raschdorf, Sohn des Dombaumeisters Julius Carl Raschdorf. Die Kunsttischlerarbeiten führte Andreas Bünger aus, die Schnitzarbeiten stammen von A. Böttcher. Der beeindruckende Prospekt weist Einflüsse aus der niederländischen und der norddeutschen Renaissance sowie des Frühbarocks auf.

In den vergangenen über 100 Jahren wurde die Orgel nur drei Mal verändert: 1917 musste die Domgemeinde die Prospektpfeifen für den Ersten Weltkrieg abliefern. Erst 1928 baute die Firma Sauer neue Pfeifen aus 87% Zinn in die Orgel ein. Um den Klang aufzuhellen tauschte man 1934 einmalig fünf Register aus und fügte ein weiteres hinzu.

Als eine Fliegerbombe im Jahr 1944 die Kuppel des Domes in Brand setzte, blieb die Orgel in ihrer seitlichen Nische zunächst unbeschädigt. In der Nachkriegszeit zerstörten jedoch Diebe und Vandalen das wertvolle Instrument erheblich. Sie stahlen oder zerstörten etwa ein Drittel der Pfeifen, rissen die pneumatischen Leitungen heraus und verkauften das Metall. Im Zuge des Wiederaufbaus entstand auch die Orgel zwischen 1986 und 1993 neu. Die Restaurierung erfolgte sorgfältig: sämtliches originale Material wurde wiederverwendet, beschädigte Pfeifen wurden repariert, nur gänzlich zerstörte oder nicht mehr vorhandene Pfeifen wurden ersetzt. Bei der Einmaligkeit des Klanges der Orgel und Ihrer Größe ist der Erhalt der originalen Technik als wesentlicher Bestandteil des Instrumentes von großer Bedeutung.

 


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